Hochrangiges Symposium im Schloss Herrenhausen: Welche rechtlichen und ethischen Rahmenbedingungen braucht der KI-Einsatz in der Medizin?

Führende Expertinnen und Experten aus Medizin, Informatik, Geisteswissenschaften, Gesundheitswirtschaft und Politik haben sich am 16. Mai 2023 beim Symposium "Recht und Ethik der KI und Biomedizin“ im Schloss Herrenhausen ausgetauscht. Im Fokus der Debatte: Wie können Gesundheitstechnologien die Versorgungsqualität erhöhen, ohne die Selbstentfaltung des Menschen zu beeinträchtigen? Gibt es ein Recht auf medizinische Behandlung mit KI? Und welche Rahmenbedingungen brauchen wir für den KI-Einsatz in der Medizin?

In Panels und Keynotes zeigten die Expertinnen und Experten aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und medizinischen Anwendungsbereichen Herausforderungen, aber auch Lösungsansätze und gesellschaftliche Gestaltungsoptionen zu diesem Thema auf.


„Künstliche Intelligenz hat für die Transformation des Gesundheitssystems allein in Anbetracht des demographischen Wandelns enormes Potential, gleichwohl müssen Innovationsfreiräume mit rechtlichen Regulierungen Hand in Hand gehen. Aus Sicht der Innovations- und Forschungsförderung sollten wir Strukturen schaffen und Köpfe fördern, die mutig einen ambitionierten Dialog zwischen den Disziplinen führen. Spitzenforschung wird dabei diejenige Forschung sein, die geisteswissenschaftliche Expertise laut macht und präzis justierte Transdisziplinarität schafft“, so Dr. Georg Schütte, Generalsekretär der Volkswagen Stiftung, in der Auftaktdiskussionsrunde. Mit dem Programm „zukunft.niedersachsen“ investiere das Land Niedersachsen in den Bereichen Transformation, Digitalität und Spitzenforschung massiv in den Ausbau des Wissenschaftsstandort, so Prof. Joachim Schachtner, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Wichtig für die Gesundheitsversorgung von morgen sei dabei die stärkere Verknüpfung von Medizin und Informatik. Prof. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstands der Universitätsmedizin Göttingen, verwies darauf, dass den Universitätskliniken eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Validierung von KI-Systemen in der Medizin zukomme. Um Datenschutz zu ermöglichen und zugleich KI-Forschern und Start-ups Zugang zu Daten zu verschaffen, seien privacy-enhancing technologies ein vielversprechender Ansatz, erklärte Prof. Dr. Wolfgang Nejdl, Geschäftsführender Direktor des Forschungszentrums L3S, neben Wolfgang Brück einer der Co-Gastgeber des Symposiums.


In ihrer Keynote unterstrich Prof. Sabine Salloch, Leiterin des Instituts für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover, dass ein kompetitives Bild des Mensch-Technik-Verhältnisses bei medizinischer KI schädlich sein könne. Technologie müsse den Menschen unterstützen und entlasten, dafür brauche es vertrauenswürdige, unterstützende KI-Systeme. Das sei umso wichtiger, da es in vielen Bereichen der Gesundheitsversorgung nicht möglich sein werde, langfristig „Nicht-KI-Alternativen“ vorzuhalten.

170 Gäste aus Medizin, Recht, Ethik, Informatik, Gesundheitswirtschaft, Politik und der interessierten Öffentlichkeit nahmen vor Ort und digital an der Veranstaltung teil. Ausrichter des Symposiums war ein Konsortium aus Leibniz Universität Hannover / Forschungszentrum L3S, Medizinische Hochschule Hannover, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig / Center for Individualized Infection Medicine (CiiM), Georg-August-Universität Göttingen / Campus Institut Data Science (CIDAS) und Universitätsmedizin Göttingen, gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur mit Mitteln aus dem Programm zukunft.niedersachsen der VolkswagenStiftung.