20 Jahre L3S – zur Jubiläumsfeier hatte das Forschungszentrum Wegbegleiter, Förderer, Kooperationspartner und Mitarbeiter am 5. Juli 2022 in den Königlichen Pferdestall der Leibniz Universität Hannover eingeladen. Gegründet wurde das Forschungsinstitut zwar schon 2001, coronabedingt wurde die Feier aber auf diesen Sommer verschoben. Prof. Dr. Wolfgang Nejdl, Geschäftsführender Direktor des L3S, begrüßte zahlreiche Gäste zu einem abwechslungsreichen Festprogramm mit Grußworten von Björn Thümler, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, Stefan Muhle, Staatssekretär für Digitalisierung im Niedersächsischen Wirtschaftsministerium, und Dr. Christoph Strutz, Vizepräsident der Leibniz Universität Hannover und ehemaliger Geschäftsführer des L3S.
In seiner Begrüßungsrede machte Nejdl deutlich, dass am L3S europäische Spitzenforschung betrieben wird. Allein acht ERC-Grants wurden in den letzten zehn Jahren an L3S-Mitglieder vergeben und vier Graduiertenkollegs sind am L3S angesiedelt. In interdisziplinären Verbünden zu intelligenter Produktion, Mobilität, Medizin und Bildung bereitet das L3S außerdem den Nährboden für zukünftige Innovationen.
Passend zu einem der L3S-Schwerpunktthemen befasste sich Prof. Dr. Dr. Thomas Thum, Leiter des Fraunhofer ITEM und Direktor des Instituts für Molekulare und Translationale Therapiestrategien der MHH, in seinem Gastvortrag mit der Rolle von künstlicher Intelligenz in der Medizin, insbesondere für molekulare Therapiestrategien. Er betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit mit dem L3S als riesige Opportunität für die medizinische Forschung.
Die anschließenden Kurzvorträge drehten sich um aktuelle L3S-Projekte – von der Forschung bis zum Transfer in die Praxis. Den Anfang machte Dr. Michael Nolting von Volkswagen Nutzfahrzeuge, der auf dem Gebiet der intelligenten Mobilität seit Langem erfolgreich mit dem L3S zusammenarbeitet; aktuell sind es vier gemeinsame Projekte und acht gemeinsame Doktoranden. Prof. Dr. Wolfgang Nejdl und Dr.-Ing. Marc-André Dittrich vom Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) stellten den am L3S koordinierten Digital Innovation Hub für KI und Cybersicherheit (DIH4AISec) vor, der demnächst zum European Digital Innovation Hub aufsteigt und für zunächst drei Jahre mit jährlich zwei Millionen Euro gefördert wird. Der DIH4AISec unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen aus den Bereichen Produktion, Mobilität und Handwerk sowie den öffentlichen Sektor in Niedersachsen bei der Anwendung und Entwicklung von Technologien der künstlichen Intelligenz und der Cybersicherheit.
Anschließend stellten drei L3S-Mitglieder ihre laufenden ERC-Grants vor, die die EU an herausragende Wissenschaftler vergibt: Prof. Dr. Marius Lindauer (Automatisiertes Maschinelles Lernen), Prof. Dr. Sören Auer (ScienceGraph: Wissenschaftliches Publizieren der Zukunft) und Prof. Dr. Matthias Müller (Cont4Med – Regelung biomedizinischer Systeme). Ein weiteres Beispiel für internationale Spitzenforschung ist das Leibniz-KI-Labor für Künstliche Intelligenz und Personalisierte Medizin, eines von drei Internationalen Zukunftslaboren für KI, das vom BMBF mit 5 Millionen Euro gefördert wird. Hier forschen Wissenschaftler der LUH und der MHH gemeinsam mit Forschern aus aller Welt an intelligenten, verlässlichen und verantwortungsvollen Methoden für die personalisierte Medizin. Zum Schluss blickte Prof. Dr. Tobias J. Osborne in die Zukunft: Er forscht auf dem Gebiet des Quantencomputings, das durch seine enorme Rechenpower auch erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen haben wird. So lassen sich in Zukunft mit Quantencomputing bisher nicht erschließbare Optimierungspotenziale, etwa in der Industrie, nutzen.
In seinem Schlusswort dankte Prof. Dr. Bodo Rosenhahn, Mitglied des L3S-Direktoriums, all jenen, die das L3S über die Jahre begleitet und unterstützt haben, insbesondere den beteiligten Ministerien sowie den Präsidien der Leibniz Universität Hannover und der TU Braunschweig. Besonders dankte Rosenhahn auch den Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats. Ihre kritische Begleitung habe dazu beigetragen, dass sich das L3S immer selbst hinterfragt und weiterentwickelt hat.
Die Aufgabe des L3S sei es, dafür zu sorgen, dass künstliche Intelligenz, die in der Gesellschaft entweder als Heilsbringer oder Teufelszeug angesehen wird, richtig geerdet wird, damit wir künstliche Intelligenz sinnvoll nutzen. Rosenhahn betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit vieler Disziplinen und auch der Kommunikation nach außen, um verantwortungsvolle intelligente System zu entwickeln, die wirklich zum Wohle der Gesellschaft beitragen. Das sei das inhärente Ziel des L3S. Dazu brauche es einen Rahmen, der eine vertrauensvolle Zusammenarbeitet gewährleistet und in dem Wissenschaftler die Forschungsfragen der Zukunft von innen heraus entwickeln können.
Im Anschluss an das Vortragsprogramm ließen die Gäste die Feier bei einem Get-together mit Live-Musik ausklingen. Das Forschungszentrum L3S bedankt sich bei allen Vortragenden und Gästen für eine tolle Jubiläumsfeier und freut sich auf die kommenden 20 Jahre mit spannenden Forschungsthemen und Kollaborationen mit unseren Partnern.