Die zukunftsweisende Rolle der künstlichen Intelligenz (KI) stand im Mittelpunkt des Parlamentarischen Abends am 26. Februar 2025, zu dem das Forschungszentrum L3S die Abgeordneten des Niedersächsischen Landtags in das benachbarte Leibnizhaus eingeladen hatte. Nach einem langen Sitzungstag nutzten zahlreiche Abgeordnete die Gelegenheit, sich über die Herausforderungen und Chancen der Künstlichen Intelligenz sowie über aktuelle Forschungs- und Transferprojekte des L3S zu informieren. Das L3S zählt zu den wichtigsten KI-Forschungseinrichtungen in Deutschland und ist mit 200 Forschenden das größte KI-Zentrum in Niedersachsen.
Die stellvertretende Landtagspräsidentin Barbara Otte-Kinast würdigte in ihrem Grußwort die Rolle des L3S für die KI-Forschung in Niedersachsen. Auch Falko Mohrs, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, betonte in seinem Grußwort die Bedeutung der Forschung für die Innovationskraft und damit den Wohlstand des Landes. Das Land Niedersachsen unterstützt das Forschungszentrum L3S mit einer jährlichen Grundfinanzierung von 2 Millionen Euro. Zusätzlich wirbt das L3S jährlich rund 13 Millionen Euro an öffentlichen und privaten Drittmitteln ein.
Schon heute zeigt sich, dass KI die Gesellschaft, Wirtschaft, Bildung und Verwaltung beeinflusst: sei es durch die Einführung und Anwendung von KI-Methoden oder durch die Diskussion über Chancen und Risiken der Technologie. Zwei wegweisende Vorträge der L3S-Direktoren Professor Dr. Wolfgang Nejdl und Professor Dr. Bodo Rosenhahn zeigten, wie moderne KI-Ansätze sowohl in der personalisierten Medizin als auch bei der Entwicklung erklärbarer, vertrauenswürdiger Systeme bahnbrechende Fortschritte erzielen.
Künstliche Intelligenz für die personalisierte Medizin
In seinem Vortrag „Dr. KI - kann er schon helfen?“ erläuterte Prof. Nejdl, wie Deep Learning die medizinische Diagnostik nachhaltig verändert. Er stellte die geschichtliche Entwicklung von der traditionellen Diagnostik bis zur personalisierten Medizin dar, illustriert an Beispielen wie ImageNet und AlexNet. Besonders eindrucksvoll war die Darstellung der Fortschritte in der medizinischen Bildanalyse, etwa bei der Segmentierung von Tumoren mittels nnU-Net, sowie der Einsatz großer Sprachmodelle (GPT-3, ChatGPT, GPT-4) zur Beantwortung komplexer medizinischer Fragestellungen. Diese innovativen Verfahren ermöglichen eine noch präzisere und personalisierte Behandlungsplanung und eröffnen neue Perspektiven für die medizinische Diagnostik.
Vertrauen in tiefe neuronale Netze
Im Vortrag „Sprich mit mir! Wie kann man Vertrauen in ein tiefes neuronales Netz bekommen?“ thematisierte Prof. Rosenhahn die Herausforderungen der Erklärbarkeit von Deep-Learning-Modellen. Er hob hervor, dass konventionelle neuronale Netze oft als undurchsichtige „Black-Box“-Verfahren gelten und plädierte für Ansätze, die deren Entscheidungsprozesse transparent machen. Mit Methoden wie Attention- und Saliency-Maps sowie neuartigen Konzepten wie Self-Explaining Neural Networks (SENN) und Q-SENN werde es möglich, die zugrundeliegenden semantischen Konzepte sichtbar zu machen und so das Vertrauen in KI-Systeme zu stärken.
Dieser Ansatz der hybriden Intelligenz – das Zusammenspiel von menschlicher Expertise und maschineller Leistungsfähigkeit – ist ein zentraler Baustein für die zukünftige Entwicklung vertrauenswürdiger KI-Anwendungen.
Fragen und Antworten
Beide Vorträge verdeutlichten, dass die Kombination aus innovativen KI-Verfahren und nachvollziehbaren Erklärungsansätzen entscheidend dafür ist, das Potenzial künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen und in weiteren Anwendungsbereichen voll auszuschöpfen. In der von L3S-Mitglied Prof. Dr. Marius Lindauer und Dr. Johannes Winter, Chief Information Officer des L3S, moderierten Gesprächsrunde hatten die Teilnehmer Gelegenheit, ihre Fragen zu KI mit den Experten des L3S zu diskutieren, darunter auch die L3S-Mitglieder Professor Dr. Margrit Seckelmann zu rechtlichen Fragen und Prof. Dr. Thomas Seel zur Zukunft von KI und Robotik in der Industrie.
Bei Fingerfood und Getränken kamen die über 70 Teilnehmer miteinander ins Gespräch. 15 Poster und drei Roboter gaben Einblicke in aktuelle Forschungs- und Transferprojekte am L3S, zum Beispiel CAIMed, das Niedersächsische Zentrum für künstliche Intelligenz und kausale Methoden in der Medizin, und der European Digital Innovation Hub für KI und Cybersicherheit (DAISEC). Die Gäste nutzten die Gelegenheit, sich mit den Wissenschaftlern über ihre Forschung auszutauschen.
Der Abend machte deutlich: Das Forschungszentrum L3S setzt seinen Schwerpunkt auf zukunftsweisende, interdisziplinäre KI-Forschung, die technologischen Fortschritt mit gesellschaftlicher Verantwortung verbindet.










































Fotos: Patrick Pötsch