Foto: Tom Figiel, HUB / MHH
Corona: Das Maßnahmenpaket der MHH
Coronaviren haben in den letzten beiden Jahrzehnten zwei Epidemien und nun eine schwere Pandemie ausgelöst, der bereits jetzt weltweit hunderttausende Menschen zum Opfer gefallen sind. Da die Pandemie noch anhält, lässt sich das Ausmaß noch gar nicht absehen. Umso wichtiger ist es, geeignete Maßnahmen rasch umzusetzen, neue Erkenntnisse über COVID-19 zu erlangen und effiziente Strategien zu entwickeln, um die Folgen der Pandemie zu mildern und langfristig besser auf neu auftretende Coronaviren vorbereitet zu sein.
Für die Erforschung und Bekämpfung von SARS-CoV-2 und COVID-19 stellt das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) acht Millionen Euro zur Verfügung. Das umfangreiche Maßnahmenpaket deckt mehrere Forschungsbereiche ab. Dank ihrer starken Verankerung in der Infektionsforschung kann die MHH aus den akuten Fällen lernen und daraus künftige Präventions- und Therapiemaßnahmen ableiten. Wissenschaftler des MHH-Schwerpunkts „Infektion und Immunität“ haben in enger Abstimmung mit den Schwerpunktkliniken und -stationen der MHH, dem Exzellenzcluster RESIST, dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), TWINCORE und dem Centre for Individualised Infection Medicine (CiiM) ein Konzept zur Erforschung des Erregers SARS-CoV-2 und der Krankheit COVID-19 erarbeitet. Das Forschungsvorhaben umfasst Ansätze zur Entwicklung von Impfstrategien, zum Verständnis des Schweregrads von Krankheitsverläufen und zur Identifikation von Breitbandwirkstoffen. Außerdem wollen die Wissenschaftler Innovationen für Prävention, Therapie und Management erarbeiten. Insgesamt gilt es, Synergien zwischen den Bereichen zu schaffen und neben langfristigen Erkenntnissen auch kurz- und mittelfristige Lösungen sofort in die Praxis umzusetzen.
Ein wichtiger Bestandteil des Forschungsprogramms ist der Aufbau einer COVID-19-Patientenkohorte, um biologische Materialien systematisch sammeln und lagern zu können. Sie dient durch breite molekulare Charakterisierung der Aufklärung der Krankheitsentwicklung und des unterschiedlichen Schweregrads der Erkrankung sowie der Verbesserung der Behandlung von COVID-19-Patienten. Der Aufbau dieser Kohorte bietet die einmalige Gelegenheit, die Pathophysiologie der Erkrankung besser zu verstehen. So sollen Biomarker und die damit verbundenen Stoffwechselwege detektiert und daraus Therapieoptionen entwickelt werden. Die sehr unterschiedlichen klinischen Verläufe der Krankheit deuten darauf hin, dass eine Mischung aus genetischen und immunologischen Faktoren sowie bestimmte Stoffwechselvorgänge für den Schweregrad verantwortlich sind. Auch könnten unterschiedlich aggressive Virusstämme der Grund sein.
Die MHH hat begonnen, eine COVID-19-Kohorte von insgesamt 1000 Patienten und Kontrollpersonen aufzubauen. Rekrutiert werden Patienten aus der MHH und dem Klinikum Region Hannover (KRH) mit unterschiedlichem Schweregrad. Die beteiligten MHH-Kliniken mit COVID-19-Patienten arbeiten dabei eng mit dem Leiter der zentralen Biobank, Prof. Dr. Thomas Illig, zusammen. Da der Infektionsfokus auf der Lunge liegt, ist es sinnvoll, eine breite Biomaterialsammlung zu gewinnen, also nicht nur von Blut, sondern auch von lebenden Blutzellen, Plasma, Serum, Speichel und Bronchoalveolarlavage. Die Proben können für genomische und post-genomische (Proteomik, Transkriptomik, Metabolomik), aber auch für immunologische Folgeanalysen verwendet werden. Für diese sogenannten Omics-Analysen steht eine Förderung zurzeit noch aus.
Im Rahmen dieser Förderung wollen die Wissenschaftler auch einen Impfstoff gegen SARSCoV-2 und neutralisierende Antikörper für die Therapie entwickeln. Dafür will das Projekt Antikörper von Patienten gewinnen, die eine COVID-19-Erkrankung überwunden haben.
Hochwertiges Biobanking durch Probenvorbereitung mit einem Pipettierroboter (Foto: Thomas Figiel)
Kontakt
Prof. Dr. Thomas Illig
L3S-Mitglied Thomas Illig ist wissenschaftlicher Leiter der Hannover Unified Biobank (HUB), der zentralen Biobank der MHH, und Forschungsleiter des Instituts für Humangenetik der MHH.
Dipl.-Biol. Inga Bernemann
Die Biologin Inga Bernemann ist seit 2012 Projektmanagerin des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) am Standort BREATH im Bereich Biobanking und leitet den Bereich Qualitätsmanagement der Hannover Unified Biobank (HUB).