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Kontinuierliche Zusammenarbeit: L3S und Infineon Technologies

Leichter leben bei Diabetes

Diabetes Mellitus ist mit ca. 415 Millionen betroffenen Menschen, davon ca. 7 Millionen in Deutschland, die weltweit häufigste chronische Krankheit. Für viele Patienten bedeutet Diabetes, täglich Blutzuckerwerte zu messen, die verzehrten Kohlenhydrate zu schätzen und Insulin zu spritzen. Hinzu kommt die regelmäßige und lückenlose Dokumentation der Werte. Das am L3S mitentwickelte GlycoRec-System hilft Diabetespatienten im täglichen Umgang mit ihrer Erkrankung.

Esysta, ein drahtloses Blutzuckermessgerät mit Insulin-Pen des Projektpartners Emperra, ersetzt bereits das handschriftlich geführte Diabetestagebuch. Es misst Blutzucker und Insulin automatisch und führt zu vollständigeren Daten. Die GlycoRec-App erfasst zusätzlich die körperliche Aktivität, bietet Funktionen zur Ernährungserfassung, prognostiziert die Entwicklung des Blutzuckers und gibt Ratschläge und Warnungen. Die Forscher am L3S haben ein Vorhersagemodell entwickelt, das auch bei punktueller Messung des Blutzuckers, zum Beispiel vor dem Essen, ausreichend präzise ist.

Eine wichtige Grundlage ist die zuverlässige Erfassung der Ernährung der Patienten. Um den Kohlenhydratgehalt eines Gerichts zu bestimmen, greifen die Forscher auf Rezepte aus dem Internet zurück, beispielsweise auf kochbar.de. Viele der Rezepte enthalten Angaben zu Nährwerten. Unsicherheiten der überwiegend von Laien vergebenen Nährwerte einzelner Rezepte können durch das Aggregieren vieler Eingaben weitgehend ausgeglichen werden – ein Prinzip, das im Crowdsourcing üblich ist. Um die Qualität der von Nutzern eingestellten Rezepte einzuschätzen, haben die Wissenschaftler geeignete Indikatoren isoliert: so führte bereits die Bereinigung von Freundschaftseffekten zu einer deutlichen Verbesserung der Datenqualität im Hinblick auf die Zuverlässigkeit der Kohlenhydratangaben. Die aggregierten „Crowd-Durchschnittsgerichte“ werden um Einträge aus dem Bundeslebensmittelschlüssel (BLS) ergänzt ‒ einer Datenbank, die durchschnittliche Nährstoffwerte von fast 15.000 Lebensmitteln enthält.

Kontakt

Markus Rokicki

Markus Rokicki ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am L3S. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich Human Computation, spielbasierte Crowdsourcing-Motivationsmechanismen sowie der Analyse von Benutzerverhalten in Online-Food-Sharing-Communities.