Ausgabe 03/2018

Gemeinsam lernen im Netz

Google, Facebook, Youtube – das Internet und seine sozialen Netzwerke haben die Art, wie wir kommunizieren und nach Informationen suchen, stark verändert. Für den Bildungssektor heißt das: Statt in Kursen und nach Lehrplan zu lernen, können wir uns auch zeit- und ortsunabhängig in Lernnetzwerken austauschen und gemeinsam an Lerninhalten arbeiten.   

Im Projekt LearnWeb haben Wissenschaftler des L3S eine neuartige kollaborative Lernumgebung mit erweiterten Such- und Social-Media-Funktionen entwickelt. „Die Verbesserung der Bildung durch Technologie erfordert einen interdisziplinären Ansatz, der auf starken pädagogischen Grundlagen sowie innovativen technologischen Lösungen aufbaut“, sagt Dr. Ivana Marenzi, die das Projekt am L3S leitet. Dieses neue Lernen basiert auf dem pädagogischen Konzept der Multiliterarität (multiliteracies), das die vielfältigen Veränderungen aufgreift, die sich aus der Globalisierung (kulturelle und sprachliche Vielfalt) und Digitalisierung (computerbasierte Kommunikation) ergeben. Demnach müssen sich nicht nur die Ziele schulischer Bildung ändern, sondern auch die Lehr- und Lernverfahren. Nach dem Ansatz der multiliteracies ist Lernen in erster Linie ein gemeinschaftlicher Prozess; Bedeutungen werden gemeinsam ausgehandelt. LearnWeb bietet dafür eine kollaborative Umgebung, um neue Lernressourcen zu entdecken sowie Lerninhalte und Erfahrungen zu teilen. Die Nutzer rezipieren, konstruieren und transformieren die Ressourcen über eine Vielzahl von Kommunikationskanälen und Medien. So spiegelt die Lernumgebung auch die kulturelle und sprachliche Vielfalt der Nutzer wider.

Die Plattform wird kontinuierlich evaluiert und weiterentwickelt, um die Anforderungen aller Nutzergruppen - Lehrer, Lerner, Forscher - zu erfüllen. Zurzeit arbeiten die Wissenschaftler am L3S daran, die Nutzung von Open Educational Resources (OERs) und Websuchprozessen zu erleichtern.

LearnWeb wurde an Lernszenarien wie die YELL/TELL-Community und an Forschungsprojekte wie EU-MADE4LL angepasst. YELL/TELL steht für Young English Language Learners/Teen English Language Learners und ist ein virtueller Treffpunkt für Fremdsprachenlehrer, Sprachstudenten und Hochschuldozenten, die dort Ressourcen suchen, teilen, bewerten und an die berufliche Praxis anpassen können. Das Projekt EU-MADE4LL (European Multimodal and Digital Education for Language Learning) fördert die Modernisierung der Hochschulbildung und die Beschäftigungsfähigkeit der Absolventen.

Fit für den europäischen Arbeitsmarkt

Digitale Kompetenz und Englischkenntnisse für die internationale Kommunikation sind wesentliche Voraussetzungen für den Zugang der Absolventen zum heutigen europäischen Arbeitsmarkt. Im Projekt EU-MADE4LL entwickeln und implementieren die beteiligten Wissenschaftler einen transnationalen gemeinsamen Lehrplan, der multimodale digitale Kompetenz und Englisch für die internationale Kommunikation integriert. Eine E-Plattform soll länderübergreifend dafür sorgen, dass Hochschulen den gemeinsamen Lehrplan umsetzen. Außerdem schaffen die Wissenschaftler einen gemeinsamen Referenzrahmen für die digitale Alphabetisierung - durch umfassende Leitlinien zur systematischen Beschreibung der Kompetenzniveaus für Studierende und europäische Bürger.

LearnWeb unterstützt das Projekt EU-MADE4LL als Open-Access-Umgebung für E-Learning, um Lernmaterialien gemeinsam zu nutzen und die anonymisierten Aufgaben der Studierenden zu verwalten. Die Projektpartner nutzen die Plattform, um Dokumente auszutauschen und Lernaktivitäten zu organisieren, Studenten, um nach Lernmaterialien zu suchen und multimodal digitale Texte zu teilen.

Vorgestellte Projekte
Kontakt

Dr. Ivana Marenzi

Ivana Marenzi ist leitende Forscherin am L3S. Ihr Forschungsschwerpunkt im Bereich Technology Enhanced Learning (TEL) umfasst die Unterstützung von kollaborativem und lebenslangem Lernen. Als Bildungstechnologin beschäftigt sie sich vor allem mit Fragen der Einführung neuer Technologien in der Bildung.