Foto: ©visivasnc – stock.adobe.com

Neuer Knotenpunkt der Digitalisierungsförderung

Digitalisierung ist heutzutage in aller Munde. Doch wie kann man die notwendigen Innovationen in Unternehmen und dem öffentlichen Sektor nachhaltig initiieren und vorantreiben? Der vom L3S koordinierte Digital Innovation Hub (DIH) für Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit trägt dazu bei, dass niedersächsische Unternehmen einen niedrigschwelligen Zugang zu diesen zukunftsträchtigen digitalen Technologien erhalten und bietet dazu eine Vielzahl von Dienstleistungen an.

Test before Invest: Der DIH begleitet und unterstützt den Innovationsprozess von der Idee bis zum Produkt – mit Technologiescouting, Anforderungsanalysen, Reifegradanalysen und Technologieberatung. Außerdem stellen die DIH-Partner Demonstratoren und Infrastruktur bereit, die Unternehmen das Testen von Technologien erleichtern, zum Beispiel große Rechnerkapazitäten, um komplexe KI-Algorithmen auszuprobieren.   

Skills and training: Um neue Technologien in einem Betrieb entwickeln und nutzen zu können, müssen die Mitarbeiter entsprechend geschult sein. Der DIH bietet hierfür ein breites Spektrum von Weiterbildungs- und Qualifizierungsprogrammen an. Dazu gehören neben den Angeboten der Partner-Kompetenzzentren auch Kurse der Forschungspartner, wie das HAISEM-Lab am L3S, das Kurse zu Anwendungen der KI anbietet. 

Support to Find Investments: Mit den Partnern aus der regionalen Wirtschaftsförderung (NBank, hannoverimpuls, EEN) hilft der DIH Unternehmen nicht nur, passende Finanzierungsinstrumente für Innovationen zu finden, sondern auch bei der Suche nach geeigneten Projektpartnern für nationale und europäische Forschungs- und Entwicklungsanträge.  

Networking: In Workshops, Seminaren und anderen Veranstaltungen bietet der DIH Unternehmen die Gelegenheit, Ideen, Services oder Produkte vorzustellen und sich mit anderen regionalen Akteuren zu vernetzen. Durch das breite Spektrum von assoziierten und unterstützenden Partnern, darunter niedersächsische Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern, kann der DIH dabei auf etablierte Strukturen zurückgreifen.   

Der DIH konzentriert sich auf drei Anwendungsschwerpunkte von künstlicher Intelligenz und IT-Sicherheit: Produktion, Mobilität und Handwerk. Die drei Bereiche stehen jeweils vor speziellen Herausforderungen der Digitalisierung, die mit Hilfe des DIH angegangen werden sollen.

Produktion

Deutschland - und im besonderen Niedersachsen - ist einer der führenden Fabrikausrüster und einer der wichtigsten Produktionsstandorte weltweit. In den letzten Jahren sehen sich die produktionstechnischen Unternehmen verstärkt mit einer steigenden Prozesskomplexität und mit kürzeren Produkt- und Innovationszyklen konfrontiert. Mit dem Kernpartner Produktionstechnisches Zentrum Hannover und dem ihm angeschlossenen Mittelstand-Digital Zentrum Hannover, stehen dem DIH herausragende Kompetenzen und langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der intelligenten Produktion zur Verfügung. Das Projekt IIP-Ecosphere baut ein Ökosystem der intelligenten Produktion auf, um KI für die mittelständische Industrie einfacher zugänglich zu machen und KI-Projekte zu beschleunigen. Und es zeigt, wie Lösungen für die intelligente datenbasierte Produktion in enger Zusammenarbeit von Wissenschaft und Industrie entwickelt und zum Einsatz gebracht werden. 

Mobilität

Der Mobilitätssektor verändert sich gerade grundlegend. Die wesentlichen Treiber: die Elektrifizierung der Antriebe, alternative Energieträger, stark geänderte Geschäftsmodelle und die Digitalisierung. In Niedersachsen stehen mehr als 200 kleine und mittelständische Unternehmen der Mobilitätswirtschaft vor der Herausforderung, diesen Wandel mitzugestalten. Der DIH-Kernpartner Niedersächsisches Forschungszentrum für Fahrzeugtechnik (NFF) und das L3S erforschen die wissenschaftlichen Grundlagen und entwickeln intelligente digitale Technologien für die Mobilität von morgen - von Fahrerassistenzsystemen bis hin zur optimalen Platzierung von Ladestationen für E-Fahrzeuge. Um neue Technologien testen zu können, steht am NFF ein Gesamtfahrzeugsimulator als Demonstrator und Testplattform zur Verfügung. Nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Unternehmen können neue Entwicklungen im Labor auf Sicherheit und Effizienz testen. Das spart Kosten und vermeidet rechtliche Probleme, weil nicht gleich ein komplettes Fahrzeug ausgestattet und in einer realen Verkehrsumgebung ausprobiert werden muss. Ein weiteres DIH-Highlight auf dem Gebiet der Mobilität: der Innovationsverbund AutoMoVe. Die Partner entwickeln ein autonomes Fahrzeug, das ganz flexibel eingesetzt werden soll: vom innerbetrieblichen Gütertransport bis zur Personenbeförderung im Straßenverkehr.  

Handwerk 

Das Handwerk mag einem bei der Digitalisierung und dem Einsatz von KI-Technologien nicht gleich als erstes in den Sinn kommen, und doch haben sich auch hier in den letzten Jahren neue Herausforderungen gezeigt, die nur mit digitaler Technologie gemeistert werden können. Entsprechend wächst der Bedarf. Dabei spielen die Neuausrichtung des eigenen Geschäftsmodells oder die Effizienzsteigerung mit Hilfe digitaler Werkzeuge eine große Rolle. Das Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik (HPI), ein weiterer Kernpartner des DIH, unterstützt seit vielen Jahren die digitale Modernisierung von Handwerksunternehmen. Das Handwerk ist mit seinen rund 83.000 Betrieben ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Niedersachsen und daher auch ein Anwendungsschwerpunkt des DIH. Ein Beispiel für den Transfer von Know-how und intelligenten Technologien in das handwerkliche Umfeld liefert die KI-Werkstatt. 

Datensicherheit  

In allen drei oben genannten Anwendungsfeldern der Digitalisierung spielt Datensicherheit und ein verantwortungsbewusster Einsatz von Daten und neuen Technologien eine wichtige Rolle. Das Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit CISPA forscht an Methoden, die die Sicherheit von Daten gewährleisten. Mit seinem neuen Ableger in Hannover ist es Teil des DIH. Um den Transfer der entwickelten Technologien in die Praxis zu beschleunigen, unterstützt CISPA mit dem Programm StartUpSecure Unternehmensgründungen im Bereich Cybersicherheit.   

Eine Voraussetzung für den Einsatz von KI sollte sein, das sie keine problematischen Entscheidungen trifft. Am L3S forschen Wissenschaftler in mehreren Projekten daran, wie KI verantwortungsvoll eingesetzt werden kann. Das europäische Doktorandenprogramm NoBias befasst sich mit der Vermeidung von Vorurteilen, die KI-Algorithmen etwa aus verfügbaren Daten übernehmen.  

Damit möglichst viele Daten nach europäischen Standards für intelligente Anwendungen zur Verfügung stehen, geht am L3S und der TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften ein neues Projekt an den Start: FAIR Data Spaces entwickelt einen gemeinsamen cloudbasierten Datenraum für Industrie und Wissenschaft unter Einhaltung der FAIR-Prinzipien: Findable, Accessible, Interoperable, Reusable. 

Auf dem Weg zum EDIH

„Wir planen, in der nahen Zukunft die Aktivitäten und Dienstleistungen des DIH signifikant auszubauen und zu festigen. Eine wichtige Komponente dieses Plans ist der Antrag auf den Status eines European Digital Innovation Hub, der eine siebenjährige Kofinanzierung von der EU mit bis zu einer Millionen Euro pro Jahr ermöglicht, zusätzlich zur nationalen Eigenfinanzierung“, sagt L3S-Wissenschaftler Dr. Daniel Kudenko, der den DIH koordiniert. In der ersten Antragsphase wurde der DIH bereits in die Shortlist der EDIH-Kandidaten aufgenommen. Der (E)DIH soll im projektierten Digital Innovation Campus in der Nordstadt ein räumliches Zuhause finden.

Vorgestellte Projekte

Kontakt

Dr. Daniel Kudenko

 Daniel Kudenko ist Forschungsgruppenleiter am L3S und Koordinator des Digital Innovation Hub für Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit.